Nachdem wir uns nach der Einreise in die Mongolei spontan für die südlichere Route entschieden hatten, fieberten wir der Wüste Gobi entgegen. Und eines kann ich vorweg schon mal sagen: wir wurden nicht enttäuscht, denn die Gobi war unser absolutes Highlight in der Mongolei.
Die Wüste Gobi ist in der Mongolei keine reine Sandwüste, sondern überwiegend eine Stein- und Felswüste. Dennoch gibt es mehrere große und bekannte Sanddünen: eine davon, die Khongoryn Els oder auch die „Singende Düne“, steuerten wir nach unserem Aufbruch in Bayanlig an. Wir fuhren vorsichtig und hofften inständig, dass uns nicht noch weitere Pannen einholen würden. Die 180km-Strecke bis zur nächsten Siedlung Gurvantes war erneut von absoluter Einsamkeit geprägt und führte uns über einen gewaltigen Höhenzug, der nicht leicht zu fahren war, aber traumhafte Aussichten bot. In Gurvantes konnten wir etwas einkaufen, unsere Wasservorräte auffüllen und bekamen an der Tankstelle sogar Automatikgetriebe-Öl, das wir nutzten um unser Servo-Öl aufzufüllen. Denn leider hat unser Servolenkungsgetriebe eine Vorliebe für Flüssigkeitsabgabe entwickelt… zum Glück nicht so dramatisch, dass das komplette Öl auslaufen würde, aber wir mussten beständig nachfüllen und hoffen, dass es bis Ulan Bator nicht schlimmer wird. Außerdem gab es in Gurvantes eine Bank und wir konnten etwas Geld tauschen – haben wir schon erwähnt, dass die mongolischen Tugrik einen sehr intensiven Tiergeruch haben? Wir finden Ziege überwiegt deutlich und bleibt auch anhaltend penetrant…


Die letzten Kilometer bis zur Düne bestanden aus spektakulären Landschaften, menschenleeren Gegenden und nur ab und an kreuzten Kamele oder Pferde unseren Weg. Es war zudem sehr, sehr heiß. So heiß, dass wir mit Emma mittags nicht spazieren konnten, sie verkroch sich entweder unter dem Auto oder Hänger und konnte auf dem heißen Sand nicht laufen. Wir wollten uns gar nicht vorstellen, wie heiß es wohl weiter im Westen der Gobi sein würde, wo die Temperaturen im Sommer auf über 50°C steigen können. Auf dem weiteren Weg lag auch noch ein erloschener Vulkan, einer von vielen in der Mongolei, den wir aufgrund der Tageszeit und Hitze dann doch nicht wie geplant erklommen, sondern weiter auf die Düne zusteuerten. Wir fuhren über einen kleinen Hügel und dann lag sie vor uns: ein Wahnsinns Anblick, vor allem, da die Gebirgskette hinter der über 100km langen Düne zu sehen ist. Die Dichte an Ger-Camps nahm zu und auch viele Nomaden hatten ihr Sommercamp in der Nähe der Düne aufgeschlagen. Wir entschieden uns dazu auf der Nordseite der Düne zu übernachten, an der sich ein kleiner Fluss entlang schlängelt und alles rund um ergrünen lässt – und das mitten in dieser so lebensfeindlichen Umgebung. Da wir von Süden kamen, mussten wir die Düne einmal queren, was aber trotz Hänger gut machbar war. Wir warteten bis zum Sonnenuntergang, der ebenfalls spektakulär war, um die Gegend zu erkunden, sodass auch Emma ihre Energie loswerden konnte – wir haben festgestellt, dass Sand bei ihr ähnlich beliebt ist wie Schnee und sie rannte wie eine Wilde die Düne hoch und runter. Am nächsten Morgen kamen Kamelherden an uns vorbei, die offensichtlich am Bachlauf getrunken hatten und wir machten uns noch vor der großen Mittagshitze auf, um etwas weiter entlang der Düne zu fahren und um sie zu erklimmen. Der Aufstieg war anstrengend und schweißtreibend, aber die atemberaubende Aussicht belohnte die Mühen. An der Düne hatten wir auch das erste Mal das Gefühl an einem zumindest etwas touristischen Ort in der Mongolei angekommen zu sein und trafen unter anderem eine südkoreanische Reisegruppe und einige Motorradfahrer.





Danach ging es weiter entlang der Düne auf zunächst noch sehr sandigen Wegen in Richtung Yolin Am, der sogenannten Geierschlucht, und damit auch einer der Hauptsehenswürdigkeit der Mongolei. Die Pisten waren wieder einmal katastrophal und da wir im Sand lieber nicht stehenbleiben wollten, hatten wir an Wegkreuzungen (von denen es sehr viele gibt) entsprechend wenig Zeit zu überlegen, welchen Weg wir einschlagen wollten. Einmal entschieden wir uns falsch und fuhren ungewollt in ein ausgetrocknetes Flussbett… es führte uns leider nicht wie gewollt zurück zur eigentlichen Piste, sondern immer weiter weg davon. Bei permanentem Vollgas, um nicht stehenzubleiben und überhaupt vorwärts zu kommen, wurde das Flussbett auf einmal so schmal, dass wir es verlassen mussten. Nach einigen Metern und einem kleinen Sandhügel, den wir mit dem Toyo problemlos passieren konnten, hing der Hänger wie ein Anker auf dem Wall fest und wir kamen notgedrungen zum Stehen. Nicht schon wieder…. wir stiegen aus und betrachteten das „Unglück“ – immerhin stand es jetzt 1:1, denn das letzte Mal hatte Martin uns festgefahren 😉 Mit viel Mühe schafften wir es den Hänger vom Toyo zu lösen und das Auto zurück auf etwas festeren Sand zu fahren – von dort aus konnten wir den Hänger rückwärts mit der Seilwinde zurückziehen. Puh, die Seilwinde hat uns nun schon mehrfach gerettet… Irgendwie gelangten wir querfeldein auch wieder auf die richtige Piste zurück und steuerten schon bald unser Nachtcamp an. Nur eine Herde von Pferden kam vorbei, ansonsten waren wir wieder von absoluter Stille umgeben. Früh am nächsten Morgen als ich mit Emma loszog, sah ich in etwas Entfernung 13 oder 14 aufgeschreckte Antilopen, die in Windeseile den Weg zurück in die Berge ansteuerten – so hatte ich mir die Mongolei erhofft!

Noch am gleichen Tag erreichten wir das kleine Dorf Bayandalai, von dem aus es noch etwa 70km bis nach Yolin Am waren, wir rechneten entsprechend mit 3-4 Stunden. Wenige Kilometer nach dem Dorf fanden wir uns aber auf einer nagelneuen Asphaltstraße wider und konnten es gar nicht glauben – völlig dem Geschwindigkeitsrausch erlegen, ließen wir sogar unsere Essenspause ausfallen und erreichten in einer knappen Stunde den Eingang des Nationalparks, in dem die Geierschlucht liegt. Von dort aus führten 11km Piste bis zum Eingang der Schlucht, wo wir seit langem Mal wieder auf andere Overlander stießen: Ruth und Jürgen aus Münster, die bereits seit vier Jahren die Welt mit ihrem MAN bereisen. Aufgrund der vielen Kühe, Jaks und Ziesel, die in der Schlucht grasten und umher liefen, war es besser, Emma lieber nicht mitzunehmen. Nachdem wir unsere Essenspause nachgeholt hatten, leistete Emma daher Jürgen Gesellschaft, während Martin und ich uns auf den Weg in die Schlucht machten. Der Eingang war gesäumt von Pferden, auf deren Rücken man die Schlucht ebenfalls hätte erkunden können und wir waren uns einig, dass es sich wirklich um den touristischsten Ort in der Mongolei handelte, den wir bis dato besucht hatten. Allerdings kann man im Vergleich zu anderen Ländern oder Sehenswürdigkeiten noch lange nicht davon sprechen, dass es überlaufen gewesen wäre. Wir durchliefen die Schlucht, durch die sich ein kleiner Wasserlauf schlängelte und die immer enger wurde – sahen aber leider keinen einzigen Geier oder Adler. (Selbst am nächsten Morgen, als Martin vor Sonnenaufgang noch einmal in die Schlucht stieg, war kein namensgebender Geier zu sehen…) Kurzum: es hat uns gefallen und die Schlucht ist durchaus beeindruckend, allerdings war unsere Begeisterung für die Khongoryn Els erheblich höher. Wir verbrachten den Abend mit Ruth und Jürgen und tauschten unsere Erfahrungen aus – vor allem unsere Vorfreude auf den Iran wurde von den beiden nochmals bestärkt! Auch konnten wir einen Blick in ihren MAN werfen und waren restlos begeistert: ein wirklich tolles, luxuriöses Gefährt, dass die Beiden haben. Und eine Sache muss ich noch erwähnen: eine richtige Waschmaschine hat nun wirklich nicht jeder Overlander mit an Bord 😉
Am nächsten Tag wollten wir nach Dalansadgad fahren, einer größeren Stadt im Süden der Mongolei, in der wir hofften auf frisches Obst und Gemüse zu stoßen. Zudem war Dalansadgad der Ausgangspunkt für unsere letzte Station vor Erreichen der Hauptstadt: Bayanzag oder auch die Flaming Cliffs, eine unwirkliche Gesteinsformation inmitten der Wüste, in deren Nähe unzählige Dinosaurierknochen gefunden wurden. Wir erreichten die Stadt und damit auch wieder einen Nomin, eine Supermarktkette in der Mongolei, und konnten nach fast drei Wochen endlich wieder etwas Obst kaufen. Auch für Emma gab es wieder Hundefutter: vorbei also die Zeit, in der sie abwechselnd Kartoffeln, Nudeln oder Reis von uns mit fränkischer Leberwurst gegessen hat (die Wurst hatten wir in einem kleinen Supermarkt im Nirgendwo gefunden). An der Stelle muss ich auch noch kurz erwähnen, dass Produkte von gut&günstig (Edeka) in der Mongolei weit verbreitet sind und wir das erste Mal mehr als erstaunt waren so viele deutsche Produkte zu sehen. Wir übernachteten in nächster Nähe zum Flughafen und fuhren am nächsten Morgen eine relativ gut fahrbare Piste bis zu den Flaming Cliffs. Es war unglaublich windig und leider auch etwas bewölkt, aber nicht minder beeindruckend. Schnell suchten wir uns einen Übernachtungsplatz mit Blick auf die Gesteinsformation. Der Name Flaming Cliffs kommt daher, dass der Sand bei Sonnenuntergang verschiedene Rottöne annimmt und man den Eindruck hat vor brennenden Klippen zu stehen. Leider konnten war uns aufgrund der dichten Wolkendecke ein solcher Sonnenuntergang verwehrt, aber dafür entschädigte uns die Morgensonne. Dann ging es für uns zurück nach Dalansadgad, um dann auf 500km Asphaltstraße Ulan-Bator zu erreichen.





….atemberaubende Fotos, der Weg dafür, war kein leichter…… und Pia auf dem Moped 🙂
Wir bekommen immer Gänsehaut beim Ansehen.
Liebe Grüße aus der Heimat von Hartmut und Sylvia
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Hammer Bilder! 😉
…nur Frisöre und Barbiere scheint es auf der ganzen Strecke nicht zu geben…was??? ;)))
Gute Reise ihr 3 Weltenbummler-Yogis! 🙂
Wir sorgen in der Zeit weiterhin für die florierende wirtschaftliche Lage Deutschlands 😄
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Hast du was gegen die Frisur von Pia einzuwenden? 😁
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Natürlich nicht….mir ging es um Emma…muhahaha 🙄😜
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Gustav loos
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🤔
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Ein wunderbarer Blog! Hatte mir heute ein wenig Zeit genommen Eure letzten Berichte zu lesen. Weiterhin toi toi toi und alles Liebe u Gute wünscht Frank! P.s.: so ein kühles Mongolian Perfect könnte ich mir im Moment sehr gut vorstellen…….
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Moin Frank und besten Dank für deine Wünsche! Du kannst mir glauben, die Mongolian Perfects mussten so manchen Tag retten. 🙂
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