Die georgische Heerstraße ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen durch den Kaukasus, erstreckt sich über eine Länge von 213 km und verbindet die beiden Städte Tiflis und Wladikawkas. Die Heerstraße ist aktuell trotz der georgisch-russischen Spannungen (wegen der russisch-besetzten Regionen Abchasien und Süd-Ossetien) sicher passierbar (mit Einschränkungen im Winterhalbjahr wegen der Schneemassen) und bot uns neben spektakulären Ausblicken mindestens drei Highlights:
1.) Ananuri-Festung
2.) Skifahren in Gudauri
3.) Gergetier Dreifaltigkeitskirche vor dem Berg Kazbek
1.) Ananuri-Festung
Die ältesten Teile dieser ca. 60km nördlich von Tiflis gelegenen Festung werden auf das 13. Jahrhundert datiert. Durch die unmittelbare Lage an einem Fluss und einen sich anschließenden Stausee bietet die Festung vor dem Bergpanorama eine wunderschöne Kulisse. Wir erreichten sie problemlos innerhalb von ca. 1h30 min ab Tiflis und trotz der zunehmenden Schneemengen war die Heerstraße gut fahrbar. Direkt unterhalb der Festung fanden wir am Flussufer einen wunderschönen Stellplatz und bewunderten Ananuri aus allen denkbaren Blickwinkeln.
2.) Skifahren in Gudauri
Dass man in Georgien hervorragend Skifahren kann, hatten wir im Vorfeld schon mehrfach gehört. Deshalb war ein Besuch Gudauris Pflicht für uns. Es ist das größte Skigebiet im Kaukasus mit ca. 60 Pistenkilometern, modernen Sessel-Liftanlagen und perfekten Bedingungen. Gelegen auf 2.300 bis 3.500m, Schneehöhen von ca. 1.50m und Temperaturen zwischen -15 und -25 Grad bei strahlend blauem Himmel ließen zwei Skitage für uns zum puren Genuss werden. Wir hatten Glück, dass wir im Ort Gudauri vor dem Yeti Hostel campen und die Sanitäranlagen gegen ein kleines Entgelt benutzen durften. Das Hostel platzte übrigens aus allen Nähten (sogar in der Sauna schliefen ein paar Jungs, sobald die täglichen Saunagänge beendet waren) und junge russische, polnische und ukrainische Wintersport-Begeisterte hatten einfach nur eine gute Zeit zusammen – da können sich die Politiker mal ein Beispiel nehmen.
Wenig überraschend ist das Preis-/ Leistungs-Verhältnis im Skiresort unschlagbar – Tagespreise: EUR 10 komplette Skiausrüstung (ordentliches Material von namhaften Herstellern, geschätzt 3-4 Jahre alt), EUR 10 Liftpass, EUR 10 für ein zünftiges Mittagessen mit Bierchen. Einfach grandios. Hinzu kommt, dass man keine Wartezeiten an den Liften hat und non-stop fahren kann, jeden Abend bei der Ski-Rückgabe wurden wir auf ein Gläschen Chacha eingeladen und mussten erstmal ausführlich berichten, wie unser Tag war. Wann hat man das schon mal in den Alpen erlebt? Wer jetzt noch zweifelt, dem sei auch gesagt, dass Gudauri für Heliskiing berühmt ist und wunderschöne Routen für Skitouren bietet. Wir haben im Übrigen in Gudauri und auch später in Svanetien in den Skigebieten deutsche Touristen getroffen, die berichteten, dass trotz der Fluganreise eine Woche Ski-Urlaub in Georgien günstiger sei als in Österreich.
3) Gergetier Dreifaltigkeitskirche vor dem Berg Kazbek
Die Dreifaltigkeitskirche ist eines der berühmtesten Motive des Kaukasus und wird mit der wunderschönen Lage auf 2100m Höhe vor dem Kazbek, mit knapp über 5000m der höchste Berg Georgiens, allen Vorstellungen gerecht. Für die 40km Fahrt von Gudauri bis nach Stepansminda, dem Ort unterhalb der Dreifaltigkeitskirche, benötigten wir etwas mehr als eine Stunde, passierten unter anderem den Kreuzpass auf 2400m und waren froh, dass wir unseren Trailer am Hostel in Gudauri stehen lassen konnten… – die Strecke war einige Tage zuvor noch wegen Schneeabgängen gesperrt und zwischenzeitlich hatte ein Radlader zumindest eine Fahrspur wieder freigelegt.
In Stepansminda angekommen, waren wir noch optimistisch, dass wir die Kirche vielleicht mit dem Toyo erreichen könnten – zum Einen war ein kleiner Weg auf unserer Karte eingezeichnet und zum Anderen hatten wir gelesen und gehört, dass bereits andere Geländefahrzeuge die Hochebene erreicht hatten.
Hahaha aber definitiv nicht im Winter!! Wir blieben noch am Ortsausgang an einer knackigen Steigung mit zentimeterdicken Eis- und Schlammschichten hängen und hatten beim Heraus-Manövrieren Mühe nicht in einer Mauer oder Hauswand zu landen. Puh!
Als wir uns befreit hatten, suchten wir einen passablen Parkplatz und machten uns zu Fuss an den Aufstieg, der fast zwei Stunden in Anspruch nahm und uns aber mit unglaublichen Panoramen belohnte.


Wir verbrachten in Summe fast eine Woche auf und an der Heerstraße bevor wir Tiflis für einen erneuten kurzen Zwischenstopp erreichten und ein weiterer Ausflug uns in die entgegengesetzte Richtung führte – wir versuchten den im Südosten gelegenen Klosterkomplex Davit Gareja zu besuchen.
Leider blieb es auch nur bei dem Versuch. Ab Rustaweli kämpften wir uns über abenteuerliche Pisten voran, kamen aber immer wieder zu uneindeutigen Weggabelungen und fuhren im Wesentlichen nach Himmelsrichtung. Als wir dann abrupt an einem Schild „Stop! Firing Zone“ zum Stehen kam, wurden wir doch etwas nervös. Das Kloster befindet sich in unmittelbarer Nähe zur aserbaidschanischen Grenze und leider ist der Grenzverlauf hier in dieser Region nicht eindeutig definiert, sodass die Realität und unser Navi offensichtlich abweichend waren. Wir kehrten um und versuchten über eine andere Piste weiterzukommen. Als dann starker Schneefall und eine geschlossene Schneedecke das Weiterkommen und die Orientierung immer mehr erschwerten, „strandeten“ wir bei einem einsamen Hirten, den wir um Hilfe baten und nach dem Weg fragten. Er deutete uns, dass wir auf dem richtigen Weg seien, aber wir doch erstmal bei ihm einkehren sollten. Wir waren unschlüssig, wollten eigentlich noch weiter vorankommen, ließen uns aber von dem Argument des selbstgemachten Cognacs überzeugen.
Wir passierten die „Schranke“ seiner riesigen Hirtenhunde und er führte uns in seine sehr einfache Unterkunft – eine alte Stallung, mit Folie notdürftig abgedichtet, Essensvorräte in einer Holzkiste, ein einfacher Ofen zum Heizen und Kochen. Wir plauschten in einem Mix aus Russisch, Englisch und Deutsch (er war zwei Jahre in Dresden und Potsdam als sowjetischer Soldat stationiert) und eher wir uns versahen, hatten wir nicht nur seinen leckeren Schafskäse probiert und eine zünftige Brotzeit genossen, sondern sogar eine ganze Flasche seines selbst gemachten Cognacs dazu getrunken. Anschließend zeigte er uns stolz seine Schafe in den Stallungen und berichtete uns, dass er im Winterhalbjahr hier leben würde, aber das gesamte Sommerhalbjahr mit seiner Herde als Nomade in der Natur lebt.
Eine beeindruckende Begegnung!
Wir versuchten uns für seine tolle Gastfreundschaft zu revanchieren, in dem wir ihm ein paar Leckerbissen unserer Essensvorräte schenkten. Die letzten iranischen Datteln sorgen bei ihm für Begeisterung, während ein Camembert nicht seinen Geschmack trifft…
Wir machten uns auf den weiteren Weg in Richtung der Klöster und planten in der Nähe der Anlage einen Stellplatz zur Übernachtung zu suchen. Der Schneefall hatte sich aber noch verstärkt und es begann bereits zu dämmern – die Bedingungen waren mehr als abenteuerlich und wenn es noch irgendeine Zuversicht bei uns gab, dass wir tatsächlich noch Davit Gareja erreichen könnten, dann lag es vermutlich nur am elektrisierenden Cognac. 😉
Kurz darauf blieben wir dann an einer schmalen Steigung stecken – der Schnee war zu tief, es gab keine Fahrspuren, sodass man den Untergrund hätte erahnen können und der Hänger war dabei uns seitlich in einen Graben zu rutschen…
Mit viel Mühe wendeten wir zunächst den Toyo und machten uns an die noch schweißtreibendere Arbeit den Hänger von Hand aus dem Graben zu ziehen und ebenfalls zu wenden. Als dieser Kraftakt geschafft war, waren wir uns einig – zurück nach Tiflis!
Unser weiterer Weg gen Westen führte uns dann über die alte Felsenstadt Uplistsikhe und den Stalin-Geburtsort Gori nach Kutaissi.



















Damit sind wir tatsächlich noch immer nicht am Ende unserer begeisterten Berichte aus Georgien – in Kürze folgen noch Bilder und Anekdoten aus Svanetien im Hoch-Kaukasus und von Batumi und der Schwarzmeerküste.
„Damit sind wir tatsächlich noch immer nicht am Ende unserer begeisterten Berichte aus Georgien – in Kürze folgen noch Bilder und Anekdoten aus Svanetien im Hoch-Kaukasus und von Batumi und der Schwarzmeerküste.“
Hi…
Wäre interessant, wenn wir Diese auch noch lesen könnten.
🙂
LikeLike