Armenien begrüßte uns mit bitterkalten Temperaturen, Schneestürmen, unberührten Berglandschaften und Klöstern und Kirchen in ungekannter Vielfalt und mannigfaltigem Baustil. Und eines müssen wir vorab erwähnen: wir wollten aufgrund der eisigen Temperaturen ursprünglich in wenigen Tagen durch Armenien fahren, uns anschauen, was um diese Jahreszeit aufgrund der Schneemassen zugänglich ist, um so schneller in Georgien und vor allem den wärmeren Regionen entlang des Schwarzen Meeres unterwegs zu sein. Allerdings begeisterte uns das Land so sehr, dass wir länger als geplant blieben und nicht einfach „nur“ durchfahren wollten. Auch hielten wir es dann für angebracht unsere wärmsten Klamotten anzuziehen, bei -20°C in Kirgistan hatten wir das noch nicht gemacht, da wir befürchteten es würden uns noch kältere Zeiten bevorstehen, womit wir Recht hatten – die -30°C knackten wir aber auch in Armenien nicht ganz 😉
Nachdem wir den Grenzübergang und die damit verbundene verwirrende Bürokratie der Armenier (unter anderem wurde jede Seite unserer Pässe mit einer Lupe von oben nach unten überprüft…) inklusive aller zu zahlenden Gebühren hinter uns gebracht hatten, führte uns unser erster Weg zum nächsten Supermarkt. Dort fanden unter anderem endlich wieder Bier, Wodka & Hundefutter ihren Weg in unseren Einkaufswagen und wir fühlten uns fast schon heimisch, als wir mit unseren wenigen Worten Russisch punkten konnten. Leckeren Wein konnten wir am Straßenrand kaufen, wo er meist in Colaflaschen verkauft wird, sodass die iranischen LKW-Fahrer ihn mit nach Iran nehmen können. Nur leider verschlechterten sich die Straßenverhältnisse abrupt und nach fast acht Wochen auf meist super ausgebauten iranischen Straßen, gewöhnten wir uns nur langsam wieder an die teils äußerst wilden Pisten. Allerdings gab es hier keine Speedbumps mehr, die uns in Iran, da meist weder markiert noch angekündigt und das in einer unglaublichen Häufigkeit, schier verrückt gemacht hatten.







Der erste Abend im Land jagte uns dann noch einen gehörigen Schrecken ein… Wir konnten die Hänger-Tür nicht mehr öffnen! Etwas Kondenswasser war blitzartig am inneren Türrahmen gefroren. Es brauchte etwas Gewalt und ein paar bange Minuten bis die Tür endlich mit einem Schwung aufging. Wir klopften die Eisschichten vom Türrahmen, heizten ordentlich ein und stießen nun Mitte Januar nochmals „richtig“ auf das neue Jahr an – der Wodka schmeckte aufgrund der vorangegangenen Probleme mit der Tür gleich doppelt gut. Auch die wieder gewonnene Freiheit kein Kopftuch mehr tragen zu müssen (ich hatte es noch im armenischen Transitbereich abgenommen), fühlte sich sehr gut an.
Insgesamt schauten wir uns acht Klöster beziehungsweise Kirchen im Land an, die vielen kleineren und weniger bekannten Kirchen unterwegs nicht mitgezählt. Nach einem islamisch geprägten Land wie Iran, erlebten wir hier eines der ältesten christlichen Länder, dessen Religionsgeschichte sich Jahrhunderte zurückverfolgen lässt und auch noch heute eine wichtige Rolle im Alltag spielt.
















Jedoch hat Armenien nicht nur eine lang zurückreichende Geschichte der Christen, sondern auch eine bewegende jüngere Landesgeschichte. Bereits der Besuch im armenischen Museum in Isfahan hatte uns noch mal deutlich vor Augen geführt, dass nur erschreckend wenig Länder weltweit den Genozid des armenischen Volkes durch die Türken bzw. Ottomanen anerkannt haben. Durch die faktische Anerkennung des Genozids durch den Bundestag im Jahr 2016 war das Thema zwar kurzzeitig in den Medien präsent, aber warum hat es überhaupt solange gebraucht diesen Fakt anzuerkennen?! Zumal in den Museen in Isfahan und in Eriwan eindeutige Beweise präsentiert werden…
Wir besuchten das Genozid-Museum in Eriwan, das sehr eindrücklich und detailliert die Geschehnisse dokumentiert hat, einschließlich der unrühmlichen Rolle von Deutschland, und können es nur jedem ans Herz legen, sich damit auseinanderzusetzen.
Die Hauptstadt Eriwan (Jerewan) zeigte sich uns von ihrer winterlich verhüllten und damit eher grauen Seite, zog uns aber mit ihrer ausgeprägten Kaffeekultur, den unzähligen damit verbundenen Cafés, Restaurants, Museen und Parks in ihren Bann. Im Kontrast zu den meist ärmlichen Verhältnissen auf dem Land war das hohe Aufkommen an Luxus-Fahrzeugen wie Bentley, Rolls-Royce und Mercedes G-Klassen (natürlich nur als G500 oder AMG) in der Landeshauptstadt sehr auffällig.



Außerhalb der Hauptstadt hatten wir meist strahlenden Sonnenschein, der die eisigen Temperaturen deutlich erträglicher machte. Hinzu kam, dass wir Emma problemlos überall mithinnehmen konnten – den ersten Hundebesitzer, den wir gesehen haben, hätten wir am liebsten umarmt… wir beließen es jedoch beim Anstrahlen und freuten uns einfach sehr darüber, wieder andere Hunde zu sehen, die offensichtlich ganz normal zur Familie gehörten. Nach Monaten in Ländern, in denen der für uns so selbstverständliche Umgang mit Hunden, nicht normal ist und die Menschen damit schlichtweg nicht vertraut sind, war das für uns einfach nur toll. In der Nähe einer unserer Übernachtungsplätze fanden sich zahlreiche Straßenhunde zusammen, die alle recht scheu waren. In den beiden Nächten, die wir dort verbrachten, kam jeweils am späten Abend ein älterer Mann mit Fleischresten, gefüllten Teigtaschen (eine der Spezialitäten im Land) und weiteren Leckereien für die Tiere. Zunächst ging er mit ihnen durch den Park spazieren und danach fütterte und streichelte er alle ausgiebig. Wir unterhielten uns mit ihm und fanden es unglaublich zu sehen, wie er sich für die Tiere einsetzt, auch wenn er nicht allen ein Zuhause bieten kann.
Übrigens hörten wir einige empörte „Of course, I do“, als wir uns vorsichtig erkundigten, ob unser jeweiliges Gegenüber (im Supermarkt, auf der Straße, …) Englisch spricht und das durchweg in allen Altersklassen. Daran waren wir seit Norwegen nicht mehr gewöhnt gewesen und auch, wenn sich immer Wege gefunden hatten miteinander zu kommunizieren, war es uns eine willkommene Abwechslung.
Zwar hatten wir mit Iran den günstigen Diesel hinter uns gelassen, jedoch mussten wir in Armenien nirgendwo Eintritt zahlen, sei es für Museen, Burgen oder Ruinen. Das heben wir an dieser Stelle so hervor, da es uns in Iran vor allem in Städten wie Shiraz oder Isfahan am Ende richtig genervt hat: ob kleine Steingravuren, der Zugang zur Freitagsmoschee oder Persepolis – alles kostete pauschal 200.000 Rial (circa 5€) Eintritt für Ausländer, unabhängig davon, ob nur wenige Minuten oder ein ganzer Tag zur Besichtigung notwendig waren und manchmal war die Hauptattraktion nicht mal zugänglich, was beim Begleichen der Eintrittsgelder galant verschwiegen wurde 😉
Übrigens pflegt Armenien als eines der wenigen Länder weltweit gleichzeitig gute Beziehungen zu Russland, Iran und den USA. Die Beziehungen zu den eigenen Nachbarländern Türkei und Aserbaidschan sind hingegen umso frostiger.
Mit dem Wissen, dass wir uns an dieser Stelle wiederholen: wir wollen Armenien definitv wieder besuchen, allerdings am liebsten im Herbst, um in die Vorzüge der Weinernte-Zeit zu kommen und die vielen Wandermöglichkeiten zu nutzen.
Schnappschüsse:





















Wie immer echt super Bilder! 😉
Ich weiß: ihr wollt es sicher nicht hören….aber: habt ihr schon einen ungefähren Ankunftszeitraum für D im Blick?
Viele Grüße und genießt die Zeit weiterhin!
Jonny
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Ich bewundere und beneide Euch – Was für eine tolle Reise.
GGLG René
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Ich verfolge eure super Reise auch von Anfang an ! RESPEKT !!
Viel Spass weiterhin und bitte mit der Berichterstattung nicht nachlassen.
GRuß Volker
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Hallo ihr Weltwnbummler,
ich habe endlich mal wieder die Muße gefunden einen kleinen Kommentar hier zu verfassen.
Eure letzten Berichte habt ihr wieder einmal super spannend gestaltet.
Wenn ich es nicht ganz falsch in Kopf habe, dann geht eure Reise so langsam dem Ende entgegen? Wann werdet ihr zurück sein?
Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Berichte von euch beiden.
Weiterhin viel Spaß, tolle Erlebnisse und tolle Menschen.
Viele Grüße aus dem Skiurlaub aus Riezlern
Nico
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