Nachdem wir uns am 28.12. von Aline und Franz in Isfahan verabschiedet hatten, wollten wir die restlichen drei Wochen unseres Visums insbesondere nutzen, um Zentral- und West-Iran weiter zu erkunden und dann gemütlich Richtung armenischer Grenze zu fahren.
Wie bereits in einigen anderen Ländern zuvor, entschieden wir uns auch diesmal die Hauptstadt auszulassen. Der Verkehr und die Menschenmassen in den mittelgroßen iranischen Städten waren uns bereits anstrengend genug, hinzukam die Hunde-Thematik, sodass wir Teheran bei anderer Gelegenheit besuchen werden.




Den Jahreswechsel verbrachten wir in der Abgeschiedenheit und Einsamkeit der Maranjab-Wüste, einem westlichen Ausläufer der Dasht-e-Kavir. Natürlich interessiert sich in Iran niemand für den Jahreswechsel der westlichen Welt, hat man doch einen eigenen Kalender und das iranische Silvester feiert man in der Regel am Frühjahrsbeginn. Wir feierten dann mit einem unserer selbstgemachten Lieblingsessen – Kartoffel-Gemüse-Puffer – und alkoholfreiem Zitronenradler, bewunderten den strahlenden Sternenhimmel als Feuerwerk-Ersatz und schliefen sogar noch vor Mitternacht ein. Haha
Dafür hat es uns in der Maranjab total gut gefallen und wir blieben spontan noch einen weiteren Tag, den wir bei milden Temperaturen entspannt an uns vorbeiziehen ließen.







Nach einem Zwischenstopp in der wirklich sehenswerten Stadt Kashan (tolle Moschee, wunderschönes Hamam, überhaupt eine faszinierende Altstadt…) ging es weiter Richtung Kermanshah.







Das Landschaftsbild und die Menschen veränderten sich sukzessive. Es wurde deutlich bergiger, demzufolge auch spürbar kälter, die intensive landwirtschaftliche Nutzung ließ uns bei der Stellplatzsuche teilweise verzweifeln und die kurdischen Männer waren leicht an ihrer weiten Kleidung zu erkennen. Unser westlichster Punkt lag nur noch ca. 80km entfernt von der irakischen Grenze.



Allerdings wird der überwiegend von Kurden besiedelte Westen von den iranischen Sicherheitskräften sehr kritisch beäugt – in der Region Kurdistan kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Revolutionsgarden und die Nähe zur irakischen Grenze sorgt für Angst vor Überläufern vom IS.
Die Auswirkungen davon waren für uns deutlich spürbar. Auf dem Weg nach Kermanshah wurden wir jeden Tag von der Polizei rausgezogen und nach einem kurzen Check unserer Papiere gab man uns jeweils zu verstehen, dass wir warten müssten. Das zog sich teilweise 45 – 60min, bis dann in der Regel zwei Typen in Anzug und Sonnenbrille mit einem Peugeot vorgefahren kamen, relativ gut Englisch sprachen und sich als Intelligence Police vorstellten. Nachdem man uns ausgiebig interviewte (Woher kommen wir?, wohin fahren wir?, was wollen wir da überhaupt?, wie lang bleiben wir?, sind wir eigentlich verheiratet etc) und Fahrzeug und Hänger inspizierte, ließ man uns weiterfahren, nicht ohne den Hinweis, dass wir uns jederzeit an die Polizei wenden sollten, wenn es Probleme gäbe. Wir können die besondere Vorsicht der Sicherheitskräfte verstehen und man fühlt sich ja selbst auch sicherer, wenn man weiß, dass hier so engmaschig kontrolliert wird. Allerdings ist es wirklich nerven- und zeitraubend bei jeder Polizeikontrolle herausgezogen zu werden, auf den Geheimdienst zu warten und immer die gleichen Fragen gestellt zu bekommen. Hinzu kam, dass sich während der Wartezeit in der Regel eine Traube Menschen um uns versammelte, um zu gaffen, an die Scheiben zu klopfen usw. Stresssituation für alle. Diese Erlebnisse in Verbindung mit der unglaublich schwierigen Stellplatzsuche (sehr dicht besiedelt, intensive landwirtschaftliche Nutzung) haben unsere Freude an der Region etwas gehemmt und uns schneller nach Tabriz weiterfahren lassen. Dennoch möchten wir sagen, dass uns die Menschen wahnsinnig nett und aufgeschlossen begegneten und wir gern mehr Zeit in der Region verbracht hätten…



Als wir dann den eisigen Norden um Tabriz erreicht hatten, zeigte das Thermometer Temperaturen von – 10 bis -15 Grad, nachts nochmal deutlich kälter. Nicht die besten Voraussetzungen zum Campen, aber wir waren ja bereits aus Kirgistan und unseren Anfangstagen in Iran sehr kalte Temperaturen gewöhnt und der Kaukasus kommt ja auch noch. In Tabriz besichtigten wir den riesigen Basar, die blaue Moschee, ließen uns etwas durch die Stadt treiben und übernachteten auf einer Art Campingplatz in einer Parkanlage, der sogar kostenfrei war – dafür waren bspw. die Duschräume unbeheizt, das Wasser maximal lauwarm und zum Duschen mussten wir eine Zange mitnehmen, um die Hähne überhaupt öffnen zu können – Yeah!






Leider gab es auch in diesen Tagen einen kleinen Stimmungskiller – wir hatten wohl eine Tankfüllung mit richtig schlechtem Diesel erwischt (wir scherzten später, es war auch etwas Diesel im Wasser), die uns einige Tage beschäftigen sollte. Als wir das erste Mal kurz vor Tabriz liegenblieben, war nach kurzer Analyse schnell klar, Dieselfilter muss raus, den wollten wir sowieso bald wechseln. Als der Toyo danach noch immer nicht so richtig in Schwung kam – er ließ sich zwar immer wieder starten, nahm aber kaum Gas an und ging nach kurzer Zeit wieder aus – halfen uns zwei vorbeikommende LKW-Fahrer die Kraftstoffleitungen zu reinigen und danach lief er für den Rest des Tages. Am nächsten Morgen allerdings wiederholte sich das Spiel und nachdem ich die Dieselleitungen mit Druckluft freigepustet hatte, lief er wieder – trotzdem blöd und unangenehm, wenn man im Stadtverkehr liegenbleibt. In den folgenden Tagen trat das Problem immer mal wieder auf, manchmal mussten wir das Druckluft-Prozedere wiederholen und Wasser aus dem Dieselfilter ablassen, manchmal lief er nach dem zweiten oder dritten Mal Starten rund, an anderen Tagen war gar nichts. Bei einer solchen Kälte zehrt es etwas an den Nerven, wenn man latent in Sorge ist, dass das Auto evtl. den Geist aufgibt, noch dazu in einem Land, in dem es keine Dieselautos gibt (demzufolge nur wenig Mechaniker, die sich mit dieselspezifischen Problemen auskennen), unser Visum bald abläuft und wir aufgrund des Carnets Auto und Hänger fristgerecht ausführen müssen…



Glücklicherweise haben wir es gut über die Grenze nach Armenien geschafft und nachdem wir dort am dritten Tag wieder liegengeblieben sind und selbst nach Druckluftreinigung der Kraftstoffleitungen noch immer kein Diesel vorne ankam, kam in der Not der Verzweifelung die zündende Idee – wir hatten vor der Reise in der Dieselleitung ein manuell sperrbares Ventil installiert und nachdem wir dieses nun überbrückt hatten, sprang der Motor endlich an und seitdem schnurrt der Toyo wie am ersten Tag. Wahrscheinlich hat das Ventil durch Frost, Wasser und/oder Druckluft Schaden genommen und deshalb den Dieselfluss behindert…
Ihr könnt euch vorstellen, wie erleichtert wir waren, als das Problem endlich gelöst war.
Am 15. Januar passierten wir die Grenze nach Armenien und veließen nach mehr als 7 Wochen Iran. Ein unwirkliches Gefühl, das Land auf das wir so lange hingefiebert haben, nun verlassen zu haben. Es war eine intensive Zeit, gespickt mit vielen ganz besonderen Momenten und unglaublich herzlichen Begegnungen (aber auch einigen weniger herzlichen ;-)). Unser Freund Adriano hat seine Erfahrungen sehr treffend zusammengefasst und wir können ihm nur zustimmen: „When you lose faith in humanity, go to Iran!“



Schnappschüsse:





Wow Ganz tolle Bilder !! Ich bekomme wieder Heimweh nach meiner Heimat, Iran…
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Eine unglaublich tolle Heimat, die du da hast!
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Sehr schöne Fotos, wie immer! Unglaublich blauer Himmel…. euch weiterhin safe travels!!
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Hallo Pia u.Martin! Wir freuen uns immer wieder auf Eure Blogs,damit können wir die Reise mit erleben.Iran ist wohl wieder ein besonderes Highlight, hatte aber auch seine großen Herausforderungen.Nun steht die letzte Etappe „Europa“ an. Bis zum Wiedersehen viele Grüße von den Großeltern aus Arnstadt.
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