Georgien stellt eines unserer absoluten Reise-Highlights der letzten 12 Monate dar und wir möchten es daher nicht verpassen auch noch von unseren Erfahrungen aus diesem Land zu berichten – auch wenn unsere Reise mittlerweile leider vorbei ist.
Seit Mitte März sind wir wieder in Deutschland und eines steht fest: auf eine Reise zu gehen ist definitiv einfacher als von einer Reise zurückzukehren. Vielleicht werden wir davon in der Zukunft noch genauer berichten, denn auch die Rückkehr ist ein Teil der Reise, aber gerade konzentrieren wir uns noch auf das Einleben und Wieder-Ankommen.
Aber zurück zu Georgien, genauer gesagt Tiflis oder auch Tbilissi, der Hauptstadt Georgiens. Am 27. Januar verließen wir Armenien und reisten in einer lang vermissten Geschwindigkeit (lediglich 30 Minuten) nach Georgien ein. Die Grenzstation war sehr neu und modern und zudem die erste Grenzstation, an der wir eine Spielecke für Kinder sahen. Auch die Grenzoffiziere waren super nett und ließen uns mit unseren gefüllten Dieselkanistern einreisen, was eigentlich verboten ist. Die Tatsache, dass wir zum ersten Mal in Georgien waren, stimmte den Offizier jedoch sehr glücklich und er ließ uns unter der Bedingung den Diesel schnell zu verbrauchen ohne Probleme einreisen. Kurzerhand entschieden wir uns aufgrund des schnellen Grenzübergangs direkt weiter nach Tbilissi zu fahren und erreichten die Hauptstadt am frühen Abend.
In Summe haben wir über eine Woche in der Stadt verbracht, da sie mit ihrer zentralen Lage und guten Anbindung als idealer Ausgangspunkt für unsere Ausflüge in den Osten und Norden des Landes fungiert hat. Tbilissi ist eine wirklich wunderschöne Stadt mit einem alten Stadtkern, dessen Bild geprägt ist von alten Häusern und einer unglaublichen Masse an Wendeltreppen, Holzbalkonen und Höfen. Aber auch wahre Prachtbauten aus dem 19. Jahrhundert finden sich im Zentrum der Stadt. In spannendem Kontrast hierzu findet sich auch einige ultramoderne Architektur, wie bspw. die Friedensbrücke, der Rike-Park oder die Public Service Hall (auf deren Parkplatz wir problemlos campieren durften). Dazu kommen noch unzählige Cafés, Restaurants und vor allem kleine Weinlokale. Denn die Georgier wissen das Leben zu genießen und werden nicht von ungefähr auch die Italiener des Kaukasus genannt. Ganz zu schweigen davon, dass sie den Titel: „Erfinder des Weines“ für sich beanspruchen beziehungsweise gar nicht erst in Frage stellen.
Die Lebensfreude, Neugier und Offenheit der Georgier war wirklich ansteckend und trotz der teils noch sehr kalten Temperaturen wurden vor den Restaurants und Weinlokalen Tische und Stühle aufgestellt, sodass wir die ersten Sonnenstrahlen und das obligatorische Gläschen Wein draußen genießen konnten.
Die Stadt ist auch bekannt für ihre heißen Schwefelquellen, in deren Genuss wir leider erst an unserem letzten Abend kamen. Tbilissi bedeutet übersetzt soviel wie warme/heiße Quelle und wir hatten im Vorfeld schon viel von den Quellen gehört, die ein kleines Viertel direkt in der Altstadt für sich beanspruchen. Wir hatten morgens einen Termin vereinbart und kamen abends sehr gespannt im sogenannten Royal Bath an. Auch wenn der Name auf etwas Anderes schließen lässt war es ein sehr traditionelles Bad. Wir hatten einen privaten Raum, in dem ein heißes Schwefelbecken und eine Massageliege aus Stein (wer braucht schon einen weichen Untergrund oder gar ein Handtuch?) waren, daran angeschlossen befand sich das Vorzimmer mit Bad, Garderobe und einem großen Tisch mit Sesseln. Nacheinander bekamen wir eine traditionelle Massage bzw. Reinigung, die ähnlich wie in einem türkischen Hamam ist und bei der man das Gefühl hat, dass einem die oberste Hautschicht komplett abgeschrubbt wird… es war trotz allem sehr angenehm 😉 Die restlichen 40 Minuten konnten wir die Schwefelquellen noch selbst nutzen, allerdings hatten wir aus den Erfahrungen in Russland gelernt und wussten, dass es der Kreislauf dankt, wenn man nicht zu lang im heißen Wasser verweilt. Nach einer Stunde verließen wir das Bad und ließen den Abend in einer der unzähligen Bars ausklingen, wobei uns die Müdigkeit nach dem Schwefelbad recht schnell einholte.
Neben Wein und dem Nationalgetränk Chacha (ähnlich einem Grappa) bietet Georgien eine Unmenge an wunderbar leckerem Essen und hat uns dadurch noch mehr in seinen Bann gezogen. Die Georgier sind wie die Armenier sehr religiös und so bieten die meisten Restaurants neben der regulären Speisekarte eine Fastenkarte für ihre Gäste an. Und wenn hier gefastet wird verzichten die Menschen auf Fleisch- und Milchprodukte, sprich: ernähren sich vegan! In Tbilissi selbst gab es auch eine Menge veganer und vegetarischer Restaurants, aber durch viele Nationalgerichte, die sowieso vegetarisch sind, konnten wir auch so ohne Probleme überall essen gehen. Eines müssen wir allerdings unbedingt erwähnen: Vegetarier haben in Georgien keinen guten Stand, von Veganern ganz zu schweigen. Wir erfuhren, dass es ein veganes Restaurant besonders schlimm erwischt hatte: Anti-Veganer hatten sich etwas ganz besonderes ausgedacht und die Scheiben des Restaurants mit dicken Fleischwürsten eingeworfen…. hahaha Wir besuchten das Restaurant und stellten fest: die georgische vegane Szene lässt sich nicht einschüchtern 😉









Zuletzt wollen wir noch davon berichten, was hier für Straßenhunde alles getan wird, denn das hat uns wirklich bewegt. Es war sehr auffällig, dass alle Straßenhunde offensichtlich einen Chip trugen und kurz darauf erfuhren wir, dass die Hunde hier auf Staatskosten eingefangen und danach gechipt, geimpft und kastriert werden. Es ist auch möglich für ca. 200$ einen der Straßenhunde bei sich aufzunehmen. An Orten, wo viele Menschen sind, wie zum Beispiel vor dem Rathaus (wo wir ja übernachteten), sammelten sich häufig viele Hunde und ließen sich von den Wartenden streicheln. Dieses Bild war häufig zu sehen: Familien oder auch einzelne Passanten hielten kurz an, streichelten die Hunde und schenkten ihnen etwas Aufmerksamkeit. Teilweise nahmen auch Jogger einen Hund mit auf ihre Runde und fütterten sie anschließend. Nachdem wir immer noch teils schlimme Erinnerungen an den Umgang mit Hunden in Iran im Kopf hatten, war das eine Wohltat.
Aber auf dem Land und auch in den kleineren Städten gab es meist noch mehr Hunde, die teilweise in einem schlimmen Zustand waren. Nachdem wir seit Armenien wieder Hundefutter kaufen konnten, versuchten wir natürlich so vielen Hunden wie möglich zumindest eine Mahlzeit ermöglichen zu können… und wir diskutierten unzählige Male, ob wir nicht doch einen weiteren Hund mitnehmen könnten…



















Das war ein kleiner Einblick in unsere Zeit in Tbilissi. Über unsere Zeit am Schwarzen Meer, das Skifahren im hohen Kaukasus und das erste und einzige Mal in 12 Monaten, dass wir von einem anderen Fahrzeug aus einem Graben gezogen werden mussten, berichten wir ganz bald.
Hallo Martin, hallo Pia!
Wir freuen uns, dass ihr gut wieder in der Heimat angekommen seid. Emma hoffentlich auch.
Nächste Woche fahren wir wieder mit dem Bulli los ins Baltikum. Tja, fast 1 Jahr ist vergangen seit wir uns kennenlernten und unser kleiner Enkel Jonte kann nun schon alleine auf seinem Popo sitzen. Ihr geht sicher bald wieder auf Reise, lasst es uns wissen!
Gruß Sabine und Martin aus dem Sauerland
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Hallo ihr beiden,
Glückwunsch zu eurem Enkel Jonte – das ist ja mal ein cooler Name!
Wir sind inklusive Emma wieder gut angekommen und gewöhnen uns immer mehr ans „wieder-da-sein“, wobei wir damit nicht sagen wollen, dass das immer positiv ist 😉 Es ist wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht, wir haben uns die Tage auch mal wieder Bilder von vor einem Jahr angeschaut und konnten es kaum glauben…
Toll, dass ihr im Baltikum unterwegs seid, da müssen wir auch noch unbedingt hin. Ganz viel Spaß und viele tolle Begegnungen wünschen wir euch.
Sobald wir mal wieder unterwegs sind, lassen wir es euch wissen, wobei in nächster Zeit eher Urlaube als längere Reisen anstehen, aber die Zeit dafür wird bestimmt auch wieder kommen 🙂
Seid ihr im September auch auf dem Buschtaxi Treffen?
Liebe Grüße ins Sauerland
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Oh welch Überraschung! Ich freue mich auf weitere Beiträge 😊
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Ich komme gerade aus Georgien zurück und habe am Schicksal der Straßenhunde sehr Anteil genommen, nachdem ich letztes Jahr einen Straßenhund aus Mexiko mitgebracht habe. Habt Ihr einen mitnehmen können? Ich hatte den Eindruck, dass sich niemand um die Hunde in den ländlichen Gebieten kümmert, sie lassen sie einfach verhungern. Ich sah, wie ein kleiner Hund, vielleicht Welpe, immer wieder an einem Müllcontainer hochsprang, abprallte und mit dem Rücken auf die Straße fiel. Eine Deutsch-Drahthaarhündin mit fast keinem Fell mehr (Leishmaniose?), der niemand half, die auch niemand fütterte. Keine Zuneigung diesen Vierbeinern gegenüber. Bilder, die im Kopf bleiben.
Was habt Ihr im Iran erlebt? Wie geht man dort mit Straßenhunden um?
Schönen Wochenstart.
LG
Sabine
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