Aufregende Tage liegen hinter uns… Seit unserem letzten Statusbericht aus Tromsö ist etwas Zeit vergangen und wir haben uns zwischenzeitlich in unser großes Abenteuer Russland gestürzt.
Vor zwei Wochen hatten wir das Nordkap erreicht und empfanden es als gelungene Abrundung unserer Süd-Nord-Durchquerung Norwegens. Es war toll nach fast acht Wochen und 7.500km vor der Symbolfigur des Nordkaps zu stehen. Auch das Wetter spielte einigermaßen mit und wir konnten einen schönen Ausblick von der Steilklippe genießen. Als wir auf den Parkplatz rollten, haben wir sogar nochmal Melli und Tobi getroffen, die wir bereits auf den Lofoten kennengelernt und in Tromsö wiedergesehen hatten. Die Wege in Nordnorwegen kreuzen sich eben immer wieder…. So haben wir es auch mit René, einem Fahrradfahrer aus Frankfurt, erlebt, den wir auf dem Weg zum Nordkap dreimal getroffen und gemütliche Abende zusammen verbracht haben.
Da wir von unterwegs bereits einen Tierarzt-Termin in Kirkenes (für das Gesundheits-Zeugnis Emmas) organisiert hatten, machten wir uns zügig auf die Weiterfahrt und durchquerten mit einer Zwischenübernachtung die einsame Finnmark. Der Tierarzt-Besuch dauerte dann auch kaum 10 Minuten – einmal Emma in den Mund geschaut und das Herz abgehört, dann ein Stempel im Ausweis und ein Dokument in Norwegisch und Englisch – fertig war der ganze Zauber. Wir haben sogar noch die private Nummer des Tierarztes bekommen, falls es an der Grenze irgendwelche Schwierigkeiten bzgl. Emmas Einreise geben sollte. Super Service!
Da wir unverändert keine eindeutigen Informationen über die Einfuhr von Lebensmitteln nach Russland hatten, verspeisten wir noch ein paar „Juwelen“ aus unserer Vorratskammer bevor wir uns an einem späten Mittwoch-Nachmittag nervös und aufgeregt auf den Weg zur Grenze machten. Viele Gedanken gingen uns durch den Kopf – Hatten wir an alles gedacht? Würde mit Emma alles klappen? Hatten wir alle notwendigen Papiere dabei? Was machen wir, falls die Einreise aus irgendwelchen Gründen nicht klappen sollte?
Mehr als 2h später wussten wir, dass offensichtlich alles okay war – aber die Zeit bis dahin war durchaus spannend und nervenaufreibend.
Dass wir viele Formulare ausfüllen müssten, darauf waren wir gedanklich eingestellt. Und die russischen Grenzoffiziere waren wirklich sehr hilfsbereit beim Ausfüllen dieser (nebenbei streichelten sie Emma ;-)). Allerdings gab es einige Aufregungen um sie und ihre Tollwut-Impfungen. Als die Veterinärin zu den Grenzoffizieren hinzu kam, sagte sie nach einem kurzen Blick in den Tierausweis, dass Emma nicht einreisen könne. Wir versuchten es bestmöglich zu erklären, dass die Tollwut-Impfungen alle ordnungsgemäß seien und ein aktiver Impfschutz besteht. Daraufhin wurden Handys gezückt (wir schätzen, um die Einreisebestimmungen nochmals nachzulesen) bevor sich alle ca. 10-15min zurückzogen und dann doch mit einer positiven Antwort zurückkamen. Skurril wurde es, als wir Emmas Wert in RUB angeben sollten… Was ist schon der monetäre Wert eines Hundes?
Nachdem das alles geklärt und die unzähligen Formulare ausgefüllt waren, mussten Pia und Emma im Gebäude warten, während ich mit Toyo und Hänger in eine separate Garage fuhr, um diese von mehreren Grenzbeamten durchsuchen zu lassen. Zum Glück gab es nichts zu beanstanden und wir konnten sogar alle Lebensmittel einführen – wenn wir das vorher gewusst hätten.
So konnten wir am 8.6.2016 gegen 21.30 Uhr Ortszeit Russland betreten – das Land, in dem wir die nächsten 10 Wochen reisen werden, vermutlich mehr als 10.000km zurücklegen werden, dessen Sprache wir nicht verstehen und das uns auch sonst noch so völlig fremd erschien.
Es war eine merkwürdige Stimmung – die Anspannung fiel langsam von uns ab, aber es regnete in Strömen, es war neblig, trotz Mitternachtssonne konnte man die Hand vor Augen kaum sehen und die militärische Präsenz auf russischer Seite und die Straßensperren mit Ausweiskontrollen schüchterten uns ein. Als wir dann bei der Stellplatzsuche kein Glück hatten und in Sorge waren, unwissend auf militärisches Sperrgebiet zu gelangen, fuhren wir in die Nacht hinein bis nach Murmansk und fanden dort etwas außerhalb einen Feldrand, wo wir übernachteten. Es folgte tiefer, fester Schlaf, der erst am nächsten Morgen vom Gülle-ausfahrenden Bauern jäh unterbrochen wurde… – Willkommen in Russland! 😉
Nach kurzem Frühstück fuhren wir mit Toyo und Hänger nach Murmansk hinein – wir waren neugierig und wollten außerdem einige Besorgungen machen. Tanken klappte dann auch auf Anhieb… Es ist nur noch etwas gewöhnungsbedürftig, dass man erst bezahlen und angeben muss, wie viel Liter man haben möchte. Aber funktioniert. Und der Liter Diesel kostet umgerechnet nur ca. EUR 0,50. Murmansk bestand für uns im Wesentlichen aus Plattenbauten, bunten Shoppingmeilen und Sowjet-Denkmälern. Wir besorgten RUB-Bargeld, russische Sim-Karten und inspizierten die Supermärkte.
Dann machten wir uns auf den Weg Richtung Kola-Halbinsel, wo wir in den nächsten Tagen um Lovozero, Monchegorsk und Kirovsk die Gegend erkundeten. Tolle Natur, aber auch üble Industrie- und Minenanlagen… Als uns der Winter mit Schneeregen und Temperaturen um den Gefrierpunkt wieder einholte, wollten wir schnell weiter nach Karelien und zum Weißen Meer.
Die Fernverkehrsstraße von Murmansk nach St. Petersburg ist sehr gut ausgebaut (vergleichbar mit deutschen Straßen) und man kommt zügig voran. Sobald man diese Straße aber verlässt, wird es abenteuerlich. Zerfledderte Asphaltwege, Wellblech-Pisten, Sand-Straßen und Forstwege, die im Moor enden – hier sind wir glücklich über unsere geländetaugliche Ausstattung, die es uns ermöglicht einige abgelegene Winkel anzusteuern. Außerhalb der großen Ortschaften Kem’ und Belamorsk ist die Weißmeer-Küste fast unbesiedelt und meist 30-40 km von der Fernverkehrsstraße entfernt. Das sind dann mehr als 2h wilde Geländefahrt ohne zu wissen, was nach der nächsten Kurve kommt geschweige denn, ob es sich überhaupt lohnt. Wir haben zwei Abstecher gemacht und wunderbare, einsame Küstenlandschaften und ursprüngliche Siedlungen mit den typischen bunten Holzhäusern gesehen – so haben wir uns das erhofft!
An meinem Geburtstag setzen wir von Kem’ mit der Fähre auf die Solovezki-Inseln über und bewunderten die mehr als 500 Jahre alte imposante Klosteranlage, die leider eine traurige junge Vergangenheit hat, denn unter Stalin war sie ein Strafgefangenenlager – erst seit 1990 dient sie wieder ihrem ursprünglichen Zweck und beherbergt orthodoxe Mönche.
Auf unserem weiteren Weg gen Süden haben wir 6.500 Jahre alte Steingravuren bei Belamorsk, den Wasserfall im Naturreservat Kiwatsch und die Insel Kischi mit ihren traditionellen karelischen Holzbauten und insbesondere der Christus-Verklärungs-Kirche (die ohne einen einzigen Nagel gebaut wurde) besichtigt. Zwischendurch bestaunten wir immer wieder die schier unendlichen Wälder und Moorlandschaften Kareliens. Der Nachteil der wärmeren Temperaturen sind die Mücken- und Insektenschwärme, die sich auf uns stürzen, sobald wir Auto oder Hänger verlassen. Aber damit müssen wir uns bestmöglich arrangieren, denn die Mücken werden uns auf unserer weiteren Reise mindestens die nächsten 3-4 Monate erhalten bleiben.
Wir durften bereits so viele wunderbar freundliche und hilfsbereite Menschen in Russland kennenlernen. Auch wenn die Russen anfänglich etwas zurückhaltend erscheinen und wir selten eine gemeinsame Sprache sprechen, so ist es immer sehr herzlich.
In Petrosawodsk, der Hauptstadt Kareliens, wollten wir ursprünglich nur eine Nacht bleiben – aus der dann drei Übernachtungen wurden, da wir so viele tolle Menschen kennenlernten. Bevor wir nach Russland reisten, überlegten wir natürlich wie wir evtl. angebotene Fleisch-Mahlzeiten höflich ablehnen könnten und wie wir den Vodka-Konsum in erträglichen Maßen halten – und dann sitzen wir an einem Freitagabend in Petrosawodsk bei Live-Musik im Lokal „Chistiy Vkus“, schlemmen vegetarisch und vegan und es wird kein Alkohol ausgeschenkt. Verrückte Welt! Wenig überraschend, dass wir hier Yogis treffen, die Pia am Samstagmorgen 5 Uhr selbstverständlich mit zum Yoga nehmen.
Noch heute fahren wir die letzten 100km nach St. Petersburg und werden nach jetziger Einschätzung Moskau von unserer Reiseroute streichen und dafür früher gen Osten weiterfahren. Moskau ist zu einem späteren Zeitpunkt problemlos mit dem Flugzeug zu erreichen und es zieht uns mehr in die Natur als in die großen Städte.
An der Stelle möchte ich mich auch noch ganz herzlich für all eure netten Kommentare und insbesondere die Glückwünsche zu meinem Geburtstag bedanken! Das war eine tolle Unterstützung bei der Bewältigung der 30er-Schwelle. 🙂




















Hallo ihr Lieben,
wir sind sehr erstaunt, was in Russland alles möglich ist….:-), wünschen euch noch viele viele Begegnungen dieser Art. Unsere Gedanken sind sehr oft bei euch. Viel Spaß in Sankt Petersburg,wird eine tolle Stadt sein.
ganz liebe G. Hartmut und sylvia
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Einfach Hammer! Weiter so!!! 🙂
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Hallo Pia und Martin,
ich verfolge eure Reiseberichte mit großem Interesse. Nebenbei habe ich mitbekommen, daß auch — Du– Martin einen runden Geburtstag gefeiert hast. Nachträglich alles Gute !!! Ich wünsche Euch, daß die weitere
Reise gut verläuft. Ganz liebe Güße – Doris –
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Hallo Doris,
Das freut uns 🙂 und lieben Dank für die Glückwünsche, wir haben auch schon von deiner schönen Feier gehört!
Liebe Grüße zurück von uns
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Wie wir sehen konnten, hat doch der Wein eine perfekte Veerwendung gefunden. Wir hoffen, er hat geschmeckt. Und wieder mal ein toller Bericht von euch. Weiterhin viel Spaß und Abenteuer.
Liebe Grüße
Jen & Ben
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Er war sehr lecker – lieben Dank euch 🙂
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Hallo Pia, Emma und Martin! (erst die Damen 😉 )
wir sind wieder im Sauerland angekommen und müssen erst mal unsere Gedanken sortieren:
Russland ist nicht St.Petersburg, Murmansk oder Moskau, Russland, das sind die Menschen in den Dörfern und auf dem Land.
Wir wünschen euch eine gute und sichere Reise, dass ihr freundliche Menschen trefft und hoffen, noch viele Berichte von eurem Abenteuer lesen zu können!
Sabine und Martin aus dem Sauerland
SP Petrosavodsk (brauner T5)
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Hallo Sabine, hallo Martin,
Schön zu hören, dass ihr wieder gut zuhause angekommen seid. Wir hoffen ihr hattet noch zwei weitere tolle Wochen mit funktionierender Batterie 😉
Liebe Grüße ins Sauerland von uns
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Liebe Pia, lieber Martin,
endlich habe ich Zeit gefunden Euren Blog anzusehen – wunderbar!
Ich freue mich tierisch, dass ich in Eurem Reisebericht genannt werde: „Die Wege in Nordnorwegen kreuzen sich eben immer wieder…. So haben wir es auch mit René, einem Fahrradfahrer aus Frankfurt, erlebt, den wir auf dem Weg zum Nordkap dreimal getroffen und gemütliche Abende zusammen verbracht haben.“
Und ich freue mich für Euch, dass Ihr vom Abenteuer gepackt, Eure Reise bis Russland fortgesetzt habt. Ich stand etwa 3 Wochen nach unserer letzten Begegnung am Varangerfjorden, den Blick übers Meer nach Russland gerichtet und ich habe an Euch gedacht! Zu schön war unsere Zeit auf den Lofoten und Senja!
Ich muss mich zurückhalten, um den Kommentar nicht ausufern zu lassen und über all die schönen Erlebnisse mit Euch im Detail zu berichten. Aber vielleicht ergibt sich noch an anderer Stelle die Möglichkeit!
Haltet die Ohren steif auf Eurer Abenteuer-Reise, möge jeder Reisetag ein Glückstag sein.
Liebe trollige Grüße von René
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Hallo René,
Schön von dir zu lesen & wir freuen uns sehr, dass dir unser Blog gefällt! Und natürlich wirst du erwähnt – schön, dass sich unsere Wege gekreuzt haben 🙂 Wir hoffen du hattest noch einen guten, regenfreien Weg nach Hause. Was machen deine weiteren Reisepläne?
Liebe Grüße nach Frankfurt
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